Ich hab' Bock auf Bundesliga. Freue mich wie mein Leibgericht: Schnitzel. Ich will ins Stadion, die neue Mannschaft spielen sehen, das neue Trikot tragen, wenn es dann endlich einen Aufdruck erhalten sollte. Aber ich muss warten. Selbst bei 40° in der prallen Sonne kann ich nicht anders, als mich immer wieder durch die Sportportale dieser Welt zu klicken und auf den großen Transfercoup zu hoffen. Da gibt es nur die eine Sache, die das Warten trübt: Transferphasen in Leverkusen machen keinen Spaß.
Das liegt nicht an den Spielern. Mit den bisherigen Transfers bin ich zufrieden. Durch die Vereinsbrille gesehen sieht die bevorstehende Saison rosig aus. Son durfte bereits vor Monaten auf meiner Playstation zu uns wechseln und in meinem Kopf ist er bereits der Überflieger der Saison 2013/14. Auch die anderen Positionen sehe ich aktuell recht ordentlich besetzt. Wie gesagt: Das ist es nicht. Wechselphasen bei Bayer machen deshalb keinen Spaß, weil die Erfolgserlebnisse fehlen. Es gibt nicht das freudige Erwarten eines in der Schwebe stehenden Transfers. Es gibt keine heißen Gerüchte, die sich am Ende bewahrheiten. Allein mit Son verpflichtete man einen Spieler, der Wochen zuvor schon mit dem Verein in Verbindung gebracht wurde. Alle anderen waren plötzlich einfach da. Ob Spahic, Palop oder Hilbert. Was fällt der Geschäftsführung eigentlich ein, mir die mittäglichen Streitigkeiten über bevorstehende Transfers einfach vorzuenthalten? Ich will vorher schon über die Vor- und Nachteile eines Roberto Hilbert diskutieren, nicht erst, wenn er dann da ist.
Na gut, das war übertrieben, eigennützig und dumm von mir. Selbstverständlich ist es lobenswert, dass der Verein nicht nur mich, sondern die ganze Presse mit neuen Spielern überrascht. Es muss ja nicht alles öffentlich gehandhabt werden. Könnte man meinen. Aber dann gibt es da eben doch zahlreiche Gegenbeispiele, die dieser Philosophie widersprechen. Die komplette Transferphase ist von Meldungen durchzogen, die im Kern eines besagen: "XY wechselt NICHT nach Leverkusen." Es gab nämlich Gerüchte, jede Menge sogar. Aubameyang, Sokratis, Alderweireld und zuletzt Eriksen. Die ersten beiden hat man sich öffentlich von Dortmund wegschnappen lassen. Das Interesse an Eriksen wurde sogar erst bekannt, nachdem dieser bereits abgesagt hatte. Was soll denn das? Ist das Absicht? Könnte ja sein, dass all das als Ablenkungsmanöver zu verstehen ist. Interesse an irgendwelchen Spielern bekunden, um dann still und heimlich andere zu verpflichten. Aber trotzdem bleibt dabei das blöde Gefühl, dass sich der Verein damit ganz schön lächerlich macht.
Für die nächsten Wochen hat Rudi Völler immerhin einen finalen Neuzugang angekündigt. Das könnte durchaus ein "großer" Transfer sein, meint er. Könnte aber auch ein Perspektivspieler sein, schob er nach. Könnte aber auch ein Bambini-Kicker für die WM 2030 sein, heißt es dann in drei Tagen. Aus der Eriksen-Affäre zieht der hoffnungsvolle Fan zumindest die Information, dass man sich ausnahmsweise um einen international angesehenen Profi bemüht hat. Auch ich hoffe und warte jetzt weiter. Und dann wird man doch wieder enttäuscht, weil es sich letztendlich um ein oder zwei junge Talente handelt, die froh sind, bei Bayer unterkommen zu dürfen, und natürlich nehme ich sie trotzdem herzlich und voller Erwartung bei uns auf. Nicht zu vergessen, dass Völler und Holzhäuser den verletzten Bellarabi als gefühlten Neuzugang ankündigen werden. Das hat nämlich auch schon sowas wie Tradition.
Apropos lächerlich machen. Stefan Reinartz sprach es kürzlich noch an: Bayer hat ein Image-Problem. Nicht, dass wir ein schlechtes hätten. Wir haben einfach kein gefestigtes. In einer Zusammenarbeit mit einer Düsseldorfer Agentur will man nun das Projekt "Werkself 2.0" starten. Wenn ich mich nicht täusche, ist diese Agentur auch für die dämlichen Briefe aus dem April verantwortlich. Mit "Belohnungen" und Gewinnspielen versuchte man die Dauerkartenbesitzer (deren Besuch doch eigentlich vorausgesetzt werden sollte) ins Stadion zum Spiel gegen Wolfsburg zu locken. Das war peinliche Bettelei, die ebenfalls den Weg an die Öffentlichkeit gefunden hat. Das macht den Verein nicht sympathischer. Aus Trotz hätte man dem Spiel kollektiv fern bleiben sollen.
Mein Appell: Weniger komischen Quatsch machen. So schwer kann das doch nicht sein, nicht dauernd direkt oder indirekt in den Medien rumzukaspern. Ich setze mich jetzt wieder vor den Transferticker und aktualisiere minütlich.
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