Schön, wenn nervenaufreibende Spiele zu den eigenen Gunsten enden. Wie oft mussten wir in den vergangenen Jahren in den Schlussminuten zittern, um uns doch noch einen Gegentreffer zu fangen? Gefühlt glich Werder Bremen fast jedes Spiel gegen uns immer noch kurz vor Schluss durch einen Mertesacker-Treffer aus: Per Kopf, per Fuß, Per Mertesacker. Aber Bremen hat keinen Merte mehr - und Stuttgart erst recht nicht. So waren die Schwaben in der zweiten Halbzeit zwar sehr um den Ausgleich bemüht, doch ernsthaft gefährlich wurde es dann glücklicherweise doch nicht.
Auffällig war besonders Stuttgarts linke Seite. Nach einer Stunde Spielzeit hätte sich Bayer auch langsam darauf einstellen können, dass Traoré wirklich immer frei stand und den Ball auch bekam. Aber Donati agierte zu zurückhaltend. Anstatt Traoré den Ball annehmen zu lassen und dann erst in den Zweikampf zu gehen, hätte ich mir gewünscht, dass die Zuspiele gar nicht erst zugelassen werden. Zwischen beiden entwickelte sich ein hitziges Duell und Traoré hätte locker vom Platz fliegen müssen, aber mir wurde er dann doch deutlich zu wenig bewacht. Aktuell ist es kaum auszudenken, wie sich Donati gegen Ribéry anstellen würde. Vielleicht darf gegen Gladbach Roberto Hilbert antreten.
Was mich außerdem seit Anfang des Jahres stört, ist die Spieleröffnung nach einem Torwartabstoß. Seit der Rückrunde 2013 bevorzugt Hyypiä offensichtlich den kurzen Pass von Leno auf einen Innenverteidiger, der sich am Rand des Sechzehners positioniert hat. Das mag gegen defensiv aufgestellte Gegner für einen kontrollierten Spielaufbau sorgen, bringt die Abwehr aber viel zu häufig unter einen enormen Druck. Gerade Toprak fühlte sich in solch einer Situation viel zu oft von den gegnerischen Stürmern bedrängt, sodass er den Ball nicht zu 100% kontrolliert nach vorne schlagen musste. Das ist unnötig, zumal es doch eine Alternative gibt, die bis Ende 2012 hervorragend funktionierte: Lenos langer Ball nach vorne, wo sich Kießling im Kopfballduell so gut wie immer durchsetzt und den Ball in Richtung Mittelkreis ablegt. Diese Variante würde ich mir wieder häufiger wünschen.
Anzumerken ist auch, dass Hyypiä ein ähnliches Gefühl für Auswechslungen hat, wie die Fans. Auch er erkannte gegen Stuttgart einen blassen Son, folglich ersetzte Hegeler diesen. Bender musste zwar nur aus gesundheitlichen Gründen in der Kabine bleiben, aber Rolfes machte an seiner Stelle meiner Meinung nach ein starkes Spiel. Auch die Flaute in der Offensive wurde von Hyypiä erkannt. Die defensive Absicherung durch Wollscheid ist nachzuvollziehen, denn an eine Wiederbelebung des Sturms war in den Schlussminuten nicht mehr zu denken. Das liegt auch an einer schlagkräftigen Kießling-Alternative, an der die Geschäftsführung aber wohl fleißig arbeitet. Gerüchten zu Folge - jetzt wird's interessant - soll kein geringerer als Kevin Kuranyi heute einen Medizincheck bei Bayer absolvieren. Ob da was dran ist, weiß keiner so genau, aber ich halte den Wechsel absolut für möglich. Kuranyi würde in unser Anforderungsprofil passen und wäre mehr als nur ein Backup für Kieß. Auch menschlich halte ich ihn für gereift und passend. Nicht zu vergessen ist aber, dass Kuranyi bei einem Wechsel auf sein großzügiges Gehalt verzichten müsste. Ich bin sehr gespannt, ob sich heute oder morgen etwas tut. Als abschließendes Zitat passt der Kommentar von TM-User "Fee_Dee" perfekt: "Somit hätten wir auf jeden Fall zwei Stürmer, die sich auf Länderspielreisen definitiv nicht verletzten können."