Montag, 9. Juli 2012

"Jenseits der 20 Millionen"

Die Saison des André Schürrle war durchwachsen. In der Nationalmannschaft konnte er seine Leistung stets abrufen und setzte sich ein ums andere Mal in den gegnerischen Abwehrreihen durch. Er ließ Gegner stehen, kam zum Abschluss und erstaunlich häufig zum Torerfolg. Erstaunlich deshalb, weil Schürrle in der Bundesliga auf einem ganz anderen Leistungsstand spielte. Statt den Gegner zu umkurven, lief er ihm kontinuierlich auf und zum Schuss kam er meist erst gar nicht. Insbesondere Robin Dutt gewährte ihm jedoch einen Stammplatz in der ersten Elf. Ein Talent, das sein Potential beim neuen Verein bisher nicht zur Schau stellen konnte, womöglich durch die hohe Erwartungshaltung bedingt. Was tut man mit einem 21-Jährigen in seiner Lage? Jogi Löw entschied, ihn mit zur EM zu nehmen. Zwar spielte er gegen Griechenland auf hohem Niveau, jedoch ist fraglich, wie viel Selbstvertrauen der Halbfinalist getankt hat. In der Bundesliga kann es für ihn jedoch nur nach oben gehen. In Zukunft

Doch angenommen, ein internationaler Topclub will plötzlich viel Geld für ihn zahlen. Lässt man ihn ziehen? Oder hält man an ihm fest? Als der Express gestern verlauten ließ, dass der FC Chelsea 25 Millionen für Schürrle geboten haben soll, proklamierte Wolfgang Holzhäuser Letzteres. Von "jenseits der 20 Millionen Euro" ist die Rede, doch Schürrle solle und wolle im Verein bleiben.

Auf den ersten Blick schreit der Bauch "verkaufen". Für die bisher so defensive Transferpolitik wäre die Ausrede des Geldmangels enthebelt. Mit 25 Millionen könnte sowohl der umworbene Carvajal von Real Madrid, als auch gut zwei weitere Hoffnunfsträger eingekauft werden. Der Weggang von Tranquillo Barnetta wäre dann jedoch sichtbar und es müsste definitiv ein neuer Außenbahnspieler kommen. Rein rational gesehen überwiegt für mich das Geldargument dem des Zukunftspotentials Schürrles.

Menschlich gesehen sieht es anders aus. Gerade erst vor einem Jahr wechselte der "Bruchweg-Boy" nach Leverkusen. Es war der erste Vereinswechsel seiner jungen Profikarriere. Dass er einen Fehlstart hingelegt hat, ist ihm wohl selbst bewusst. Vielleicht braucht ein Spieler wie er, der keine großen Töne spuckt, einfach die Eingewöhnungszeit im Verein. Wenn er sich wohl fühlt, wird er sicher noch starke Leistungen auf dem Platz zeigen. Ihn in solch einem Moment fallen zu lassen und an einen FC Chelsea abzugeben, bei dem der Konkurrenzkampf nicht gerade kleiner ist, könnte André Schürrle das Genick brechen und er würde als Talent in der Masse untergehen.

Ich gönne ihm eine Saison, in der man ihm den Spaß am Fußball wieder ansieht und bin letztlich doch froh, ihn weiterhin für Bayer 04 auflaufen zu sehen.

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