Seit nicht ganz 20:30 Uhr gestern Abend läuft sie nun, die 50. Bundesliga-Saison. Meister Borussia Dortmund und Werder Bremen lieferten sich ein tolles Auftaktspiel, bei dem der Sieger auch Bremen hätte heißen können. Die offensiv ausgerichteten Spielweisen machten Lust auf die kommenden gut neuneinhalb Monate. Während Dortmund schon wieder um die Meisterschaft mitspielen wird und alle Welt sich auf das Fernduell mit München einstellen wird, lauern andere Teams auf die restlichen zu vergebenden internationalen Plätze. Nach den Einkäufen und der gestrigen Leistung traue ich auch Bremen wieder einen Platz für das europäische Geschäft zu. Doch wo wird sich Bayer 04 im Mai wiederfinden? Abgänge wie Derdiyok, Adler und Barnetta werden letztendlich hoffentlich zu verkraften sein. Außer Philipp Wollscheid werden die Neuzugänge dagegen nicht von Beginn an zeigen können, warum man sie verpflichtet hat. Um mich hier auf keinen Tabellenplatz festzulegen, sollen fünf (teils gewagte) Thesen die Saison von Bayer einläuten:
1. Kießling trifft noch häufiger als letzte Saison.
16 Mal klingelte es 2011/12, wenn Stefan Kießling den Ball richtung Tor brachte. 13 Tore erzielte er allein in der Rückrunde. Auch in der Vorbereitung bewies er sich als treffsicher. Im Sturm ist er die unumstrittene Nummer eins. Gerade durch den Weggang von Eren Derdiyok ist die Sturmspitze beinahe Alternativlos. Während unter Robin Dutt zu bemängeln war, dass das Team sich aus dem Spiel heraus nur selten Chancen herausarbeiten konnte und viele Tore nur Zufallsprodukte waren, sieht es unter Hyypiä/Lewandowski anders aus. Das Spiel um den 16er herum wurde verfeinert oder eher runderneuert. Kießling profitiert davon und schließt das ein oder andere Mal eiskalt im Strafraum ab. 17+ Tore sind drin.
2. Leverkusen schießt kein direktes Freistoßtor.
Nicht selten schlägt der Ball im eigenen Netz ein, wenn der Gegner einen Standard tritt. So ziemlich jeder Verein hat einen oder mehrere Spezialisten im Team. Anders Bayer Leverkusen: Seit Jahren fehlt ein Freistoßspezialist, der schon beim Antritt Gefahr ausstrahlt. Kadlec ist nur bei gefühlt jedem 30. Versuch erfolgreich und Castro ist die Ungefährlichkeit in Person. Kein direktes Freistoßtor für Bayer!
3. Wieder mehr als 40 Gegentore.
Für herausragende Abwehrleistungen ist Leverkusen schon lange nicht mehr bekannt.
Mit Wollscheid holte man zwar einen starken Innenverteidiger, aber
gerade über die Außenbahn könnte das Team angreifbar sein. Wenn die
Außenverteidiger aufrücken und Leverkusen den Ballbesitz verliert,
könnte der Weg zurück bereits zu lang sein, um schnelle Flügelspieler
des Gegners abzufangen. Trotzdem: Auch mit 44 Gegentoren reichte es 2010/11 zu Platz zwei.
4. Europa League: Viertelfinale.
Académica, Atlético, Lyon, Neapel, Rubin Kazan und Tottenham sind bereits mit Leverkusen für die Gruppenphase qualifiziert. Ein paar andere Hochkaräter wie Marseille, Liverpool und Newcastle warten noch auf den Einzug. Gegen Neapel und Liverpool mussten wir uns in der Vorbereitung bereits geschlagen geben, insgesamt sind die genannten Clubs aber ganz grob gesagt auf Augenhöhe. Hinzu kommen zahlreiche kleinere Vereine, die sicher auch noch dazustoßen. Auch für Stuttgart und Hannover sieht es gut aus. Mit einer glücklichen Gruppenauslosung könnte für Leverkusen einiges drin sein. Schalke und Hannover haben's letzte Saison vorgemacht. Bayer zieht nach. Um überhaupt lohnenswerte Prämien zu erreichen, sollte mindestens das Viertelfinale erreicht werden.
5. In München reicht's für einen Punkt.
Was man daheim gegen
Bayern zeigte, war meist wirklich gut anzusehen. Auswärts dagegen
scheint man seit Jahren und Jahrzehnten die Hosen voll zu haben. Wie
eine Amateurmannschaft lässt man sich Jahr für Jahr demontieren. Nicht
so dieses Jahr! Bayer wehrt sich und spielt frech auf. Ein Punkt ist
drin. Schon Ende Oktober, nach dem neunten Spieltag, wissen wir mehr.
Erinnerung: Wer heute Abend das Spiel gegen Frankfurt schaut und zwei Minuten Zeit findet, könnte bei der pen&paper-Spieltagsanalyse mitmachen. Einfach Zettel ausfüllen, abfotografieren und einsenden.
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