Mittwoch, 29. August 2012

Viertel nach 08: Frankfurt - Leverkusen


Nachdem ich nun endlich noch einmal die Möglichkeit hatte, das Spiel vom Samstagabend in TV-Bildern zu sehen, möchte ich endlich auch meine Eindrücke aus dem Stadion teilen. "Typisch erster Spieltag", heißt es bei Stefan vom bayer04blog. Da ist was dran. Nur eines der letzten sechs Auftaktspiele konnte Bayer gewinnen. Punkte abgeknöpft haben uns Dortmund, Mainz (2x), Cottbus und nun Frankfurt. Und wie:
Zwar wurde die auf Ballbesitz orientierte Spielweise von Robin Dutt nicht in dieser Form beibehalten, 46,8% Ballkontakte dürfen gegen einen Aufsteiger jedoch trotzdem nicht sein. Auch nicht auswärts. In der ersten Halbzeit dominierte die Eintracht gefühlt noch mehr. Grund dafür war die desolate Defensivarbeit. Die Außenverteidiger Schwaab und Kadlec waren durch die offensiv stehenden Frankfurter gezwungen, in der eigenen Hälfte zu bleiben, ließen sich aber ein ums andere Mal überlaufen. Es benötigte nichts weiter als zwei sich kreuzende Stürmer und einen Pass zur Grundlinie und schon war die Abwehr ausgehebelt. Nach zwei, spätestens drei dieser Aktionen, sollten Schlüsse daraus gezogen werden. 

Doch auch nach der Halbzeitansprache wurde diese Lücke nicht geschlossen. Dass beide Gegentore erst in der zweiten Hälfte fielen, ist der nicht minder traurigen Chancenauswertung der Frankfurter zu verdanken. Über zwei oder drei Gegentore in den ersten 45 Minuten hätte man sich wahrlich nicht beschweren können. Nicht nur die Außenverteidiger waren gänzlich überfordert: Auch die defensiven Mittelfeldspieler rückten nur zurück, um noch mehr Verwirrung in eigenen Reihen zu stiften. Während Rolfes immerhin noch positiv an Offensivaktionen beteiligt war, nahm sich Bender selbst komplett aus dem Spiel. Reinartz machte nach guten Ballgewinnen Einiges durch Fehlpässe wieder zunichte. Toprak und Wollscheid erlebten folgerichtig einen sehr undankbaren Arbeitstag. Alle Patzer der Forder- und Nebenleute kann man eben nicht ausputzen. Gerade Letzterer klärte jedoch häufiger in letzter Sekunde, fiel jedoch auch durch seine katastrophale Kopfballrückgabe auf, aus der ein Elfmeter hätte resultieren müssen. Für die Zukunft wünsche ich mir zudem von den Innenverteidigern, gerne auch von Friedrich statt Toprak, dass sie mehr Sicherheit bei Kopfbällen ausstrahlen. Nicht umsonst stellt man groß gewachsene Spieler in den Strafraum. Umso unverständlicher ist es, dass man bei jeder Flanke zittern musste. Das 2:1 für Frankfurt führt diese hoffentlich nur tagesbedingte Schwäche deutlich vor Augen.

Dass insgesamt gut 70 erfolgreiche Pässe weniger gespielt wurden, als beim Gegner, spricht ebenfalls nicht für Leverkusen. Zudem lief man sechs Mal ins Abseits, was angesichts wirklich vielversprechender Angriffe ein unnötiges Ärgernis ist. Abgesehen davon sah ich im Sturm einige gute Angriffe und bin diesbezüglich wesentlich zuversichtlicher. Bellarabi verstand sich gut mit Kießling und strahlte Gefahr aus. Auf der anderen Seite war auch Schürrle sehr bemüht, jedoch scheiterte er, wie schon im Pokal, an seiner Abschlussschwäche. Richtig gut leitete er das Tor ein. Gewöhnlich schießt er aus genau dieser Position, sah aber den besser postierten Bellarabi. Was ein wenig Freude macht: Endlich spielt man sich wieder richtige Chancen heraus. Vernünftige Abschlüsse im Strafraum waren vergangene Saison nicht die Regel. Fraglich bleibt aber, ob diese Nadelstiche in die gegnerische Abwehr auch bei gut gestaffelten Gegnern funktionieren, gerade, wenn dieser mit einer weniger aggressiven Abseitsfalle spielt.

Mit Freiburg erwarte ich für Samstag einen ähnlich unbequemen Gegner, der sicher auch mehr als nur einen Punkt will, wenn er die Chance sieht. Die Niederlage gegen Frankfurt hat unseren Spielern den "Übereifer", wie Lewandowski sagte, aus den Flügeln genommen. Eine ordentliche Ansprache endet aber sicher nicht mit "Seid nicht so übereifrig", sondern eher mit "Verteidigt, verdammte nochmal".

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