Samstag, 18. August 2012

Aufklärung

Aus Leverkusener Sicht ist dies ein erfreulicher Abend. Das 4:0 gegen Jena, das laut Medienberichten und sogar dem Gegner noch deutlicher hätte ausfallen müssen, stimmt positiv für die nächsten Wochen. Auch die sachliche Kurzanalyse von Sascha Lewandowski in der Pressekonferenz gefällt mir. Man ist zufrieden, aber trotzdem kritisch und hungrig auf mehr. Nun kam ich heute jedoch nicht dazu, mir das Spiel anzuschauen, daher möchte ich mir einordnende Worte fürs Erste sparen.

Stattdessen möchte ich an dieser Stelle den Blick zurück auf den letzten Mittwoch richten. Denn es brechen dunkle Zeiten an. Manche sehen es noch nicht, aber das kommt noch. Nicht von der Nationalmannschaft ist die Rede, die sich mit einem 1:3 gegen Argentinien aus Frankfurt verabschiedete. Es sind die Nörgler, die Pessimisten und Nihilisten, die, getarnt als TV-Experten, in unsere Fernsehgeräte kriechen. Scholl und Kahn sind ihre neuen Anführer. Es hatte schon etwas fast rührendes, wie Scholl nach dem EM Aus immer wieder Pausen machte, in seinem minutenlangen Statement. Er rang nach Worten und schien fassungslos. Es war ein Fest, ihm zuzusehen, wie bemüht er am System zu rütteln und zerren begann. Am Ende blieb dann doch nur Kauderwelsch. Anstatt sich mit dem Spiel zu beschäftigen, ist es der neue Trend, direkt das große Ganze in Frage zu stellen. "Da muss ich eine grundsätzliche Überlegung anstellen", sagte auch Kahn im ZDF am Mittwoch. Mach das, Oliver, aber nicht in der Öffentlichkeit.
Als ehemaliger Spieler müsste man doch eigentlich eine ganz andere Sichtweise auf das Spiel haben. Spiele gehen verloren. Nach einer Serie von 15 Spielen ohne Niederlage erscheint die erste Niederlage umso gewichtiger, insbesondere wenn es sich um ein EM-Halbfinale handelt. Seit Spanien Titel sammelt, ist es Mode geworden, Perfektion anzustreben. Dabei haben auch die gegen Kroatien gewackelt. Spiele gehen verloren, auch zu ungünstigen Zeitpunkten. Fehlersuche ist in Ordnung. Immer häufiger wird aber dazu geneigt, diese Suche überzubewerten.

Es fühlt sich nach Profilierung an. Als TV-Experte will man nunmal auch ein Experte sein und mehr sehen und gesehen haben als der Zuschauer vor dem Fernseher. Als käme Kant persönlich ins Studio und fordere die Leute zur Besinnung auf. Ich dagegen fordere, den Fußball wieder als Sport zu sehen, bei dem nicht immer der Bessere gewinnt.

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