So schnell die kritischen Stimmen nach der Niederlage in Frankfurt laut wurden, so schnell klangen sie dann auch wieder ab. Es ist ruhig geworden in Leverkusen, dabei steht am Samstagnachmittag ein Besuch beim Meister aus Dortmund an. "Richtungsweisend" wird so etwas gerne genannt. Doch im Prinzip ist jedes Spiel richtungsweisend. Du kletterst in der Tabelle nach oben oder rutschst nach unten. Während man bei den Pressekonferenzen mit Sami Hyypiä gegen plötzlich eintretenden Tiefschlaf ankämpfen muss, kann man letztenendes doch froh sein, dass der Finne (noch) auf solche Phrasen verzichtet. Recht inhaltsleer sind sie dann trotzdem, die Pressekonferenzen, doch was kann man schon anderes erwarten. Provokante Sticheleien gegen den Gegner können Reporter dort ebensowenig erwarten wie plötzliche Ausraster. Die skandinavische Ruhe und Ausgeglichenheit wird auch vor dem Duell gegen Dortmund aufrecht gehalten.
Warum die Ruhe in Leverkusen einzog, liegt auch an der Erwartungshaltung. Mittlerweile sollte man sich daran gewöhnt haben, dass die Borussia derzeit eine Klasse besser ist, als Bayer 04. Von einer Niederlage auszugehen und auf Chancen zu hoffen, ist dennoch der falsche Weg. Trotz 30 Spielen ohne Niederlage ist auch Dortmund schlagbar. "Du kannst gegen jeden gewinnen, aber wenn du nicht aufpasst, auch gegen jeden verlieren", stellte Carvajal letzte Woche fest. Vielleicht ist diese Woche die Chance gekommen, die Dortmunder Serie reißen zu lassen. Gegen Bremen stolperten diese sich noch etwas glücklich zu drei Punkten, eine Woche später musste man zwei in Nürnberg liegen lassen. In Leverkusen stimmt dagegen die Möglichkeit positiv, wieder auf Renato zurückgreifen zu können. Im Testspiel gegen Düsseldorf präsentierte dieser sich in guter Form und zeigte Lust am Fußball. Auch der Torschütze Hegeler rückt etwas weiter in den Fokus. An Personalien mangelt es aktuell nicht. Warum also nicht gegen Dortmund gewinnen? Wenn man die Haltung zum Spiel am Samstag in ein Wort zusammenfassen müsste, wäre es "Respekt". Das ist nämlich das Gute an Spitzenvereinen: Man weiß, worauf man sich einlässt und kann vom Schlimmsten ausgehen. Mit Respekt, aber ohne Ehrfurcht darf man Dortmund gerne gegenübertreten. Und mit Ruhe.
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