Es ist schon bitter. Von außen betrachtet mag das Bild des tragischen Verlierers ja einen ganz netten Eindruck machen. Heimlich hast du dir natürlich gewünscht, dass die Schlagzeilen am Montagmorgen der eigenen Mannschaft gelten und keine weitere Hymne an die Dortmunder Meister sind. Dem Wunsch stand von Anfang an eine begründete Skepsis gegenüber, schließlich erinnerst du dich noch zu gut an die Hinspielniederlage. Doch dann verfolgst du dieses Spiel im Stadion, stets zwischen Verzweiflung und Hoffnung, und verlierst die Partie auf spektakulärste Weise 2:3. Die Zeitungen und Sportportale konzentrieren sich tatsächlich auf Leverkusen, aber so hast du dir das nicht vorgestellt. Es tut weh, sich die Artikel durchzulesen und Kommentare anzuhören. Du willst von dem Mitleid nichts abhaben.
Es ist keine Enttäuschung, die ich und vermutlich fast jeder Bayer-Fan gestern mit nach Hause nahmen. Die Spieler und Trainer dürfen enttäuscht sein, keine Frage. Ich hingegen traue mich gar nicht, so zu fühlen. Ich täte der Mannschaft damit unrecht, denke ich. Es ist etwas anderes. Die Niederlage fühlt sich einfach nicht richtig an. Woran sich das festmachen lässt, ist nicht einfach zu beantworten. Während des Spiels konnte ich nicht anders, als mich dem subjektiven Eindruck der Kurve hinzugeben. Schiedsrichter Aytekin pfiff doch jede Kleinigkeit gegen uns, war die allgemeine Auffassung. Die sachliche Analyse der TV-Zusammenfassung gibt Aytekin zumindest in den kritischen Situationen recht. Durch die Vereinsbrille gesehen ist Robert Lewandowski aber nun mal ein Spieler, der Einladungen, wie solche, die zu den Strafstößen führten, gerne annimmt. Das ist schade. Gefühlt dürften gegen Gladbach mindestens drei unserer Spieler gelb gesperrt sein. Faktisch ist es immerhin nur Toprak. Wollscheid holt sich seine Sperre wohl im nächsten Spiel ab. Auch Bönisch sammelt fleißig weiter (6 Spiele, 4 gelbe Karten).
Auffällig: Seitdem der BVB unter Druck gerät, fangen sie an ein bisschen eklig zu werden. Nicht Nasehochziehenundausrotzen-eklig, sondern so theatralischfallenunddenschirivollabern-eklig. Sie lernen schließlich vom Meister. [11Freunde Liveticker]
Der Beginn des Spiels erinnerte natürlich stark an das vorherige Wochenende, als Nürnberg sich zwei frühe Gegentreffer gegen Dortmund fing, inklusive Elfmeter. Der Club ließ sich von da an einengen, war gar nicht imstande zu antworten. Im Hinspiel erging es Leverkusen ähnlich. Trotz der beiden Gegentore war mir am Sonntagabend schnell klar, dass das diesmal nicht so laufen würde. Der Rückstand war falsch. Nach drei Minuten führt niemand ernsthaft verdient. Das muss man sich erst erarbeiten. Abgesehen von den Toren lief die erste Hälfte nämlich so, wie ich sie mir vorgestellt hatte. Dortmund machte Druck, doch Leverkusen konnte sich immer wieder befreien und selbst Chancen kreieren. Spätestens als Bönisch anfing, Flanken so hart wie Schüsse vor's Tor zu donnern, nahm das Gefühl überhand, dass da noch was ging. Kurz vor der Halbzeit ging die innere Unruhe so richtig los. Der Halbzeitpfiff kam mir schon wieder falsch vor. Wir wollten doch gerade richtig durchstarten. Wer wusste schon, was Klopp seinem Team in der Halbzeit so alles predigen würde. Würden danach überhaupt noch Lücken entstehen, wie sie in der ersten Hälfte auftauchten? Andererseits: Würde Leverkusen volles Risiko gehen und das Tempo erhöhen können? Die Entwicklung ist bekannt: Leverkusen drehte auf und Dortmund ließ noch mehr zu. Reinartz, der eh schon eine verdammte starke Partie spielte, netzte gleich zwei Mal in wenigen Minuten. Ein Teufelskerl, hätte man in den 90ern gesagt. Kießling irgnorierte physikalische Gesetze und erst recht seinen Ruf als technisch eher unversierter Arbeiter und tänzelte den Ball über Abwehrspieler und Torwart. Wer auf solche Weise gegen den amtierenden Meister trifft, der hat doch den Sieg verdient. Wer einen 0:2 aufholt und derart gut dabei aussieht, der muss doch auch den Führungstreffer landen. Eine Führung war nur folgerichtig. Alles andere wäre unverantwortlich gewesen. Es ging gar nicht anders. Dachte ich. Und dann stand es schon 2:3. Das geht doch nicht, denkt sich der Leverkusener. Huiuiui, denkt sich der Dortmunder.
Dortmund nimmt drei Punkte und Platz zwei mit nach Hause. Stefan Reinartz wird abends noch ein Interview bei Zeigler geben. Er wirkt recht humorlos. Auch ich sammle die Einzelteile meiner Unbeschwertheit vom Boden auf. Sie ist mir runter gefallen und macht zumindest für ein paar Tage die Gedanken an Fußball trüb.
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